15. bis 22. September 2014
Eine abwechslungsreiche und vielfältig gefüllte Woche genossen polnische Schüler aus Wschowa während ihres Schüleraustausches in der Goldbachschule Frohnhausen.
Nachdem im Mai dieses Jahres die Goldbachschüler bei ihrer Partnerschule gimnazjum nr. 1 und von polnischen Gasteltern eingeladen worden waren, freuten sich nun alle auf ein Wiedersehen in Hessen.
Die 12-stündige „Staufahrt“ durch Ostdeutschland geriet schnell in Vergessenheit, als bereits am ersten Tag der Austauschwoche die Schwarze Mamba ins Phantasialand lockte. Wer dann aber gedacht hatte, dass dieser Tag im Austauschprogramm nicht zu toppen gewesen wäre, sollte sich geirrt haben.
Lehrerin Karin Michna-Karpf, die das Partnerschulprogramm organisiert, lag richtig mit der Vermutung, dass kühle Nächte auf hessischen Berghöhen für die Bewohner der Seenlandschaft um Wschowa im September etwas Besonderes bieten. Schmunzelnd und tuschelnd waren die 13-Jährigen am Abend auf alles gefasst, als ihre Lehrerin die Hirschbrunft mit dem Gehabe von gleichaltrigen Jungen verglich, um die Schüler auf das Erlebnis vorzubereiten.
Die Gasteltern Pfeifer aus Oberroßbach führten die Gruppe in einem dreistündigen „Schweigemarsch“ durch die klare Nacht. Niemand hätte vorher glauben können, dass sich die ansonsten so lebhaften Jugendlichen derart ruhig und respektvoll in der Natur bewegen würden. Für die Gäste aus der polnischen Ebene hatte es etwas Mystisches, weit unten im Tal die Lichter des Roßbachtales bis hin zum Siegerlandflughafen und über allem den Sternenhimmel bewundern zu können, während das Rotwild mit seinem Brunftgegröhle die Höhen verzauberte. Da griff dann so manch einer ganz verstohlen, doch lieber aus Sicherheit, nach erschaudert der Hand des Nächsten.
Die polnischen Lehrerinnen Elwira Wisniak und Malgozala Wozinksa, die selbst nie Derartiges erlebt hatten, versicherten, die Schüler seien selten ergriffen gewesen und völlig begeistert von der Nachtwanderung. Eine für junge Menschen ausgesprochene anschauliche und ganz und gar nicht langweilige Führung erlebten die Schüler in den Kasematten Dillenburg und alle werden sich Dank dessen ein wenig Oraniergeschichte merken.
Da sich die gemeinsamen Gruppen als Projektarbeiten mit der Entstehung eines Kochbuches beschäftigt und im September Pilz-Zeit ist, stand ein Besuch auf der hess. Pilzfarm in Frohnhausen an. Die Schüler staunten, als sie die pilzgefüllten alten Munitionsbunker in Augenschein nehmen durften. Roland Hain erklärte, dass die enorme Wärme in den Bunkern verglichen mit einem Gärungsprozess in den Mais-Sägemehl-Blöcken, auf denen die Pilze gezüchtet werden, entsteht! Die findigen Jugendlichen entwickelten sofort Ideen, wie man privat sein Haus heizen könnte. Schließlich brauche doch jedes Haus lediglich im Keller nur Pilzkulturen, meinte die Herren Schüleringenieure, die dann wir Fernwärme in die Wohnräume geschleust werden müsste. Im Anschluss bereiten die Schüler ein köstliches Shiitake-Gericht in der Schulküche zu, denn Roland Hain hatte bereits Pilzkörbchen zum Kosten bereitgestellt.
Das eigene Konsumverhalten sollte deutsche und polnische Jugendliche kritisch hinterfragen lernen, als sie mit zwei Organisatorinnen des Gießener Weltladens durch die Einkaufsstadt zogen. Dass bei der Herstellung von Jeans und Schokolade die Arbeiter in Drittländer lediglich Hungerlohn erhalten, während wir möglichst preisgünstig konsumieren, entfachte den Gerechtigkeitssinn der gesamten Gruppe. Durch kurzweiliges aktives Spiel wurden alle beeindruckend auf Fair Trade Produkte aufmerksam.
Das Programm der Austauschwoche, das vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) und dem Förderverein der Goldbachschule finanziert wird, führte am Wochenende für die Jugendlichen ganz ungewohnt an die Waffe als Überleitung zum nächsten gemeinsamen Projekt, dass Sport und Bewegung vorsieht. Andreas Metzler und Bernd Willomitzes vom Schützenverein Rittershausen trainierten die Schülerinnen und Schüler im sportlichen Schießen. Besonderes Lob erntete Goldbachschülerin Jona Kaiser, die sich als Naturtalent feiern lassen konnte. Dass sportliches Schießen viel Übung verlangt, wurde zu einer neugewonnenen Erfahrung.
Der Schüleraustausch endete auch im 6. Jahr mit einem Familientag.Eine nahezu Computer- und Fernsehfreie Woche war wie im Flug vergangen.
Autorin: K.Michna-Karpf, Lehrerin
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Dass sich hinter einem höflichen polnischen „Czien dobre“ (Guten Tag) ein echter Limburger verbirgt, war eine Überraschung für die Lehrer der Goldbachschule beim Bummel durch Wschowa. Die schlesische Stadt schien bevölkert von jungen Hessen, denn Limburger und Frohnhäuser Schüler besuchten ihre Patenschulen zur gleichen Zeit. Somit sind innerhalb weniger Jahre etwas 200 Familien am Austauschprogramm mit der Pol. Kleinstadt Wschowa beteiligt. Zum 7.Mal führte der 700 Kilometer lange Weg für eine Schülergruppe der Goldbachschule Frohnhausen nach Polen, wo sie aufs Herzlichste in Gastfamilien erwartet wurden. Die meisten jungen Leute kannten sich bereits von der Maibegegnung in Frohnhausen. Die Gruppe arbeitete schwerpunktmäßig an ihrem gemeinsamen Projekt zur gesunden Ernährung. Ein Ausflug zu einem traditionell geführten Landlokal ermöglichte den Jugendlichen erstmalig eigenhändig Brot zu backen und nebenbei polnische Kultur kennenzulernen. Ein junger Koch verdeutlichte die gesundheitsschädlichen Folgen der beliebten Fast-Food-Gerichte. Die Schüler staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass selbst vermeintlich frisches Obst und Gemüse der Schnellversorgungskette mit Schwefeldioxid behandelt wird. Da das Auge stets mitisst, ließ er im Anschluss an seine Präsentation dekorative, raffinierte Obstdesserts von den Schülern kreieren. Wenn auch die Schulküche der Partnerschule weniger Platz bietet wie die Küche in der Goldbachschule, wurde an den Tagen des Austauschprogrammes vielfältiges, deftiges Essen gezaubert. Viele der deutschen Jugendlichen schnippelten sicherlich erstmalig Rote Beete, Lauch-und Wurzelgemüse. Anfänglich standen die Goldbachschüler dem manchem noch unbekannten Gerichten wie Borschtsch und Bigos kritisch gegenüber, aber hier kam der Appetit beim Essen.
Beim Ausflug nach Zielona Gora (Grünberg) durften sich die Schüler im Freilichtmuseum ein Bild von alter Bauweise polnischer Landhäuser in früheren Jahrhunderten machen. Im Kontrast dazu stand die moderne Einkaufsmeile der Stadt. Reitunterricht allerdings war für viele das „Highlight“ der Begegnung auf einem riesigen Pferdehof, wo auch der frischgebackene Schulsprecher Tom Gerhardt hoch zu Ross sein Debüt gab. Über Arbeitsweisen der Goldbachschule wurden die polnischen Schüler des Gimmazjums nr.1 in ihrer gefüllten Aula vom Schulsprecher Tom Gerhardt und der betreuenden Lehrerin Karin Michna-Karpf informiert. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Information zu Förderung der Sozialkompetenz, insbesondere durch das Buddy-Projekt. Der polnische Schulleiter Herr Richard Herkt nahm die Anregung gerne auf und überlegt die Umsetzung für seine Schule. Vielen Schülern fiel die Trennung nach einer Woche in der Gastfamilie sehr schwer, aber die Freude auf Zuhause ließ sich nach dem Grenzübergang nicht verbergen.
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Polnische Schüler verbrachten eine erlebnisreiche Woche an der Goldbachschule
Bereits fünf Jahre lang besteht die Schulpartnerschaft zwischen der Goldbachschule in Frohnhausen und der polnischen Schule gimnazjum nr. 1 in Wschowa (ehemals Fraustadt in Schlesien). Unterschiede der Kulturen, Land und Leute kennenzulernen, Vorurteile abzubauen und Freundschaften zu schließen, ist das Ziel von Schulpartnerschaften.
Finanziert wird der Schüleraustausch zwischen der Goldbachschule und der polnischen Schule unter der Bedingung gemeinsamer Projektarbeit weitestgehend durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk.
„Ohne die zusätzliche Unterstützung des Fördervereins der Goldbachschule und Sponsoren könnte allerdings diese Schulpartnerschaft nicht aufrecht erhalten werden“, verrät Projektleiterin Karin Michna-Karpf, deren Aufgabe es ist, ein lebendiges Programm für die Austauschwochen mit begrenzten finanziellen Mitteln zu organisieren und gleichzeitig verantwortungsvolle Gasteltern zu suchen. „Es berührt mich bei jedem Besuch hier und auch in Polen, wenn ich beobachten darf, wie junge Menschen in derart kurzer Zeit zu Verständigung gelangen, obwohl sie aus unterschiedlichsten Lebensbereichen kommen und erst eine gewisse gemeinsame Sprache finden müssen“, äußert die Lehrerin. Auch Schulleiter Heiko Bickel bewunderte die Selbstverständlichkeit, mit der bereits vor seinen Begrüßungsworten für die polnischen Gäste, Sarah Schneider und die Polin Milena Kumȏr hinter dem Flügel der Aula Platz nahmen, um gemeinsam für alle „Someone like you“ zu präsentieren.
Sieben Tage „volles“ Programm mit Projektarbeit, Highlights und permanent nassen Schuhen erlebten zehn polnische und zehn deutsche Schüler als eine Gruppe. Nach zweijährigem Natur- und zweijährigem Theaterprojekt steht für die Schüler nun die Erstellung eines Kochbuches mit dem Schwerpunkt der Nachhaltigkeit als gemeinsames Projekt zur Umsetzung an. Zum Thema ‘Nachhaltige Ernährung‘ führte Apotheker Michael Düben aus Bad Berleburg die Gruppe in die Wiesen von Frohnhausen. Die Kräuterwanderung bot Einblicke in biologische Prozesse und Historie. Unbeachtete Energielieferanten wie Brennnesseln und beispielsweise Sauerampfer wurden nicht nur vor Ort genascht, sondern wanderten im Anschluss als grüne Vitamine in die Frankfurter Grüne Soße. Gemeinsam mit der Hilfe von den Vorsitzenden des Vereines der Landfrauen Erika Lenz und Rita Winkel, die tatkräftig in der Küche die Regie führten, wurden deutsche und polnische Traditionsgerichte gezaubert. Die polnischen, jungen Gäste nebst ihrer stellvertretenden Rektorin Dorota Jagoda und ihrer Deutschlehrerin Elwira Wisniak freuten sich über die „Superküche“ der Goldbachschule und die Herrin der Schulküche Silvia Schwarz-Meier hatte alle Mühe, zwischen den Töpfen und dem Sprachgewirr die Umsetzung der Rezepte zu überwachen.
Eine außergewöhnliche Exkursion konnte die Gruppe unter der Leitung von Geschäftsführer Martin Zieten im neuen REWE-Markt in Frohnhausen erleben. Am Beispiel von Kühlsystemen der Obst-, Gemüse- und Fleischabteilung erklärte M. Zieten, wie Nachhaltigkeit in seinem Supermarkt umgesetzt wird. Dass dieser REWE-Markt sein eigenes Energiesystem hat und unabhängig von Öl und Gas ist, erstaunte die Beteiligten sehr. Die Schüler durften das Herzstück, nämlich den REWE-Maschinenraum, in Augenschein nehmen, bevor sie vom Marktleiter zu einem großzügigen Frühstück eingeladen wurden.
Nach alter Tradition und Sitte ratterten die Schüler einen Tag auf den Achterbahnen, dieses Mal im Vergnügungspark in Bottrop. Nachdem die deutsch-polnische Gruppe im vorigen Jahr einen Ausflug auf Schusters Rappen durchs Riesengebirge gemeistert hatte, führte die Projektleiterin am Wochenende 18 Kilometer durch ihre Heimat, die Wittgensteiner Berge. Den Jugendlichen, die in der Seenplatte um Wschowa zuhause sind, bot sich während der Wanderung wie bestellt der Anblick von kapitalen Hirschen auf den Lahnhöhen. Nachdenklichkeit, aber auch heftige Diskussionen löste der zunächst stille Gang durch den Friedwald von Bad Laasphe bei der polnischen Gruppe aus, für die diese Art von Bestattung nicht einmal ansatzweise denkbar wäre.
Mit dem Besuch von Siegen als Partnerstadt von Zakopane endeten ereignisreiche Tage. Tränchen flossen beim Abschied. Die neuen Freunde sehen sich in Polen im September wieder. Dann wird dort Brot gebacken, Trauben werden gepresst und die Kanus sollen über die Seen gleiten.
Karin MichnaKarpf, Lehrerin der Goldbachschule
Frohnhausen, den 3.05.2013
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Die Partnerschaft zum Gimnazjum no 1 in Wschowa pflegen wir seit 2008. Wschowa (sprich „Srrowwa“, ehemals Fraustadt in Niederschlesien) ist die älteste Stadt Polens und liegt inmitten einer Seenplatte.
In den vergangenen Jahren hat in unserem Nachbarland eine erstaunliche Entwicklung stattgefunden. Polen hat sich beispielsweise zu einem attraktiven Urlaubsland entwickelt (Ostsee, Masuren, Tatra). Trotz immer noch geringer Löhne verfügt Polen über eine stabile Wirtschaft und wir stellen bei unseren Besuchen immer wieder fest, dass die Gastfreundlichkeit dieses Land besonders auszeichnet.
Ein bisschen stolz macht es uns, dass auch wir durch unsere Kontakte ein ganz klein wenig dazu beitragen konnten, dass Vorurteile abgebaut werden konnten und wir zu einem besseren Verständnis der Menschen über die Grenze hinaus gelangen konnten. Es ist nach wie vor nicht einfach, Jugendlichen in Polen und Deutschland die gemeinsame Geschichte verständlich zu machen und zu erklären, warum in Wschowa bis 1945 deutsche Namen vorherrschten und danach verschwanden. Und nicht zuletzt endet ja die deutsche tragische Geschichte mit der wunderbaren deutschen Wiedervereinigung, die wir im Endeffekt polnischen Werftarbeitern in Danzig zu verdanken haben.
Unser Ziel ist, auch weiter an der Völkerverständigung zu arbeiten, damit wir unseren Kindern eine Zukunft in Frieden sichern.